Fallstudien



Case study #3 Espoo, Finland
Formal political participation – Participatory processes
promoted by government in Northern Europe

Case study #3 Tartu, Estonia
Formal political participation – Participatory processes
promoted by government in Northern Europe


Case study #1: Spain
Involvement – Spanish energy communities with a focus
on socioeconomic vulnerability and gender

Case study #1: Spain
Involvement – Spanish energy communities with a focus
on socioeconomic vulnerability and gender
Forschungsaktivitäten

Ziel der Forschung: Erproben von Interventionen zur gemeinsamen Erarbeitung von Lösungen in 4 Fallstudien, eine für jede Form der politischen Beteiligung.

Umfang der Forschung: CO-SUSTAIN wird Interventionen in einer Fallstudie für jede der latenten und manifesten Formen der politischen Beteiligung testen: Einbindung (ES), Engagement (IT), formale politische Beteiligung (EE, FI) und Aktivismus (AT).
Forschungsmethogie: Eine Vorbereitungsphase dient dazu, die Probleme und Herausforderungen in der jeweiligen Fallstudie kennenzulernen, neu zu identifizieren oder neu zu formulieren. Anschließend folgen drei deliberative Panels, um Hebel und Voraussetzungen für Veränderungen zu ermitteln und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.
Vorbereitungsphase: In der Vorbereitungsphase unterstützen qualifizierte Moderator*innen und/oder Forscher*innen die Teilnehmenden (Bürger*innen, lokale Behörden und andere relevante Interessengruppen) dabei, ihr Wissen über die klima-, politischen oder gesellschaftlichen Imperative, die im Mittelpunkt der anschließenden Gruppendiskussionen und Beratungsprozesse stehen werden, zu vertiefen. Diese vorbereitende Phase ermöglicht auch den Austausch verschiedener Perspektiven und Erfahrungen zu den jeweiligen Krisen, um so ein umfassendes Verständnis der Faktoren zu erlangen, die die politische Beteiligung ausgelöst haben.
Deliberationsphase: In der deliberativen Phase werden die Teilnehmenden ermutigt, die Voraussetzungen und Hebel für den Wandel mithilfe von Theory of Change und Partizipativem System Mapping zu identifizieren. Zwei deliberative Panels finden gleichzeitig statt, eines mit lokalen politischen Entscheidungstragenden und anderen relevanten Interessengruppen (äußere Dimension) und eines mit Bürger*innen (innere Dimension). Im letzten deliberativen Panel werden auf der Grundlage der Ergebnisse der Theory of Change und des Partizipativen System Mapping, die in den vorangegangenen Panels durchgeführt wurden, Roadmaps und Strategien zur Erreichung der erwarteten Ergebnisse für die vier Fallstudien entwickelt. Eine deliberative Arena wird eine strukturierte Diskussion über die Wege zu den Ergebnissen ermöglichen, um 1) die Schlüssigkeit und Machbarkeit der Szenarien/Roadmaps zu validieren, 2) Änderungen und Verbesserungen an den Theories of Change vorzuschlagen und 3) jene Strategien auszuwählen, die für den spezifischen Fall und Kontext am wahrscheinlichsten erfolgreich sind.

Fallstudie zur Einbindung
CS #1: Einbindung - Spanische Energiegemeinschaften mit Schwerpunkt auf sozioökonomischer Vulnerabilität und Gender
Energiegemeinschaft von Jabalcón: In Zújar (Granada) wurde die Initiative zur Gründung einer Energiegemeinschaft im Jahr 2021 von einer Gruppe von Einwohner*innen ins Leben gerufen und von der Energiegenossenschaft Cooperase und der Stadtverwaltung von Zújar unterstützt. Heute zählt die Gemeinschaft 33 Mitglieder, darunter Anwohner*innen, Genossenschaften, die Bewässerungsgemeinschaft und Vertreter*innen der Stadtverwaltung. 60 % der Teilnehmenden sind Frauen, Spanier*innen und gehören überwiegend der Mittelschicht mit mittlerem bis hohem Bildungsniveau an. Das System ist noch nicht in Betrieb, aber die Kooperative Nuestra Señora de la Cabeza hat ihr Gebäudedach für die Installation zur Verfügung gestellt, während Cooperase den Prozess auf der Grundlage der früheren Erfahrungen in Monachil unterstützt. Diese Fallstudie konzentriert sich auf die Befähigung von Frauen in ländlichen Gebieten, eine aktivere Rolle bei der Energiewende zu spielen, und auf die wichtigsten Hindernisse für ihre Beteiligung.
CS #1: Einbindung - Spanische Energiegemeinschaften mit Schwerpunkt auf sozioökonomischer Vulnerabilität und Gender

Energiegemeinschaft La Traginera: La Traginera ist ein städtisches Netzwerk sozialer Organisationen - Stiftungen, Genossenschaften und CSO - in Barcelonas Stadtteil Ciutat Vella, das in den letzten Jahren Projekte mit den Schwerpunkten Wohnungsbau, Bürgerbeteiligung, Sozialwirtschaft und gegenseitige Unterstützung in diesem sozioökonomisch vielfältigen Stadtteil durchgeführt hat. Sie arbeiten hauptsächlich daran, die lokale Entwicklung durch Bürgerbeteiligung zu stärken. Dieses Netzwerk will nun eine Energiegemeinschaft mit einem starken Fokus auf Anfälligkeit schaffen, da Ciutat Vella die höchste Konzentration von energiearmen Haushalten in der Stadt aufweist. La Traginera hat erfolgreich ein starkes Netzwerk wichtiger Interessengruppen aufgebaut, die sich für die Installation von Photovoltaikanlagen einsetzen und sich verpflichtet haben, einen Teil der erzeugten Energie an bedürftige Haushalte in der Nähe abzugeben. Diese Fallstudie ist ein interessantes Beispiel für eine Initiative, die vollständig von der Basis ausgeht und eine klare Vision für ihre Zukunft hat. Viele der Organisationen, die diese Initiative fördern, vertreten direkt bedürftige Haushalte und sind daher in der Lage, sich gezielt an diese Profile zu wenden und sie anzusprechen.
Fallstudie über bürgerschaftliches Engagement
CS # 2: Engagement - Lebensmittelsolidarität in Turin (IT)

Die Solidarietà Alimentare (Lebensmittelsolidarität) Die Solidarietà Alimentare (Lebensmittelsolidarität) ist eine freiwillige Organisation, die in Turin während der Covid-19-Lockdowns entstanden ist. Es handelt sich um eine Bewegung von Universitätsstudierenden, die sich an das CAAT (Agrifood Centre Turin) wandten, um überschüssige Lebensmittel zu finden, die sie während des Lockdown 2020 an bedürftige Familien verteilen wollten, zunächst in Zusammenarbeit mit der Supermarktkette Borello und später mit europäischen Mitteln, um Trockenlebensmittel und Hygieneartikel zu kaufen und zu verteilen. Auf operativer Ebene kontaktierten die Studierenden jeden Freitag CAAT und trafen sich mit Vertreter*innen von Migrant*innengemeinschaften, die als Vermittler*innen fungierten. Food Solidarity schloss mit der Stadt Turin eine Vereinbarung über Interventionen im Zusammenhang mit der Bewältigung der gesundheitlichen Notlage durch Covid-19 (Verteilung von Lebensmitteln und lebensnotwendigen Gütern sowie soziale Mediation und Nachbarschaftsaktionen) in Zusammenarbeit mit Vereinigungen, die ausländische Gemeinschaften einschließen oder seit langem im Bereich der sozialen Integration tätig sind. Ziel der Untersuchung ist es, die soziale und relationale Dynamik zu rekonstruieren, die dazu geführt hat, dass sich eine begrenzte Anzahl von Personen außerhalb der Institutionen und ohne Anleitung durch die Behörden autonom in der Zivilgesellschaft organisiert hat, um auf die durch die Pandemie entstandene soziale Notlage zu reagieren. Ein weiteres Ziel besteht darin, die Wechselwirkung dieser Phänomene mit den lokalen Behörden zu analysieren und deren Fähigkeit zu bewerten, die soziale Reaktion auf die von Covid-19 verursachte Nahrungsmittelkrise und die zur Bewältigung der Krise erforderlichen Distanzierungsmaßnahmen zu erkennen, zu verbessern und zu koordinieren.
Fallstudie zur formalen politischen Partizipation
CS #3: Formale politische Beteiligung - Von der Regierung geförderte partizipative Prozesse in Nordeuropa

Initiative zur biologischen Vielfalt in der Stadt Tartu: Die Kommunalverwaltung strebt in Zusammenarbeit mit der Universität Tartu autarke Systeme zur Entwicklung der biologischen Vielfalt an. Einwohner*innen mit unterschiedlichem sozioökonomischem und kulturellem Hintergrund werden eng in die Entwicklung von Landschaftsmaßnahmen einbezogen, um ihre Beteiligung an der Planung, Umsetzung und Pflege sicherzustellen. Organisationen (öffentliche Universitäten, Schulen, Kliniken, Museen), private (Immobilien- und Landschaftspflegedienstleister*innen, Gärtnereien, Landschaftsarchitekturbüros, Medien) und gemeinnützige Organisationen (einschließlich Wohnungseigentümervereinigungen und zahlreicher Bürger*inneninitiativen) werden als Anker für die Förderung der biologischen Vielfalt und des grünen Wandels betrachtet - ein in Europa recht innovativer Ansatz. Die Initiative startete im Herbst 2022, und bisher wurden die Verhandlungen und die Planung der Aktivitäten durchgeführt. Das Projekt fördert einzigartige Partizipationswege, die evaluiert und auf ihre Übertragbarkeit geprüft werden können. So werden beispielsweise Interventionsflächen dazu dienen, die Klimabildung und -kompetenz der Bürger*innen zu verbessern und Akteur*innen zu schulen. Ziel ist es, das Wissen zu verbreiten und Biodiversitätsprogramme erfolgreich umzusetzen sowie bedarfsgerechte kommunale Netzwerke zur Förderung des grünen Wandels zu schaffen.
Kleine modulare Reaktoren (SMRs) in Espoo: Im Jahr 2022 hat das finnische Ministerium für Wirtschaft und Beschäftigung eine umfassende Reform des Kernenergiegesetzes (NEA) von 1987 auf den Weg gebracht, die auch die Regulierung von kleinen modularen Reaktoren (SMR) (z. B. Genehmigungen) als Beitrag zur Dekarbonisierung der Strom- und Wärmeerzeugung berücksichtigt. Der Entwurf wird voraussichtlich 2024 zur Konsultation vorgelegt, während das Gesetz voraussichtlich 2028 in Kraft treten wird. Das NEA legt unter anderem die Entscheidungsbefugnisse der Standortgemeinde und die Anhörung der Einwohner*innen fest. Die Stadt Espoo prüft derzeit die Möglichkeit, einen SMR in der Stadt anzusiedeln. Die Initiativewurde 2017 gestartet, und die Stadt untersucht den Standort der Anlage. Wenn die Anlage an das Fernwärmenetz angeschlossen werden soll, müsste sie relativ nahe an dichten städtischen Siedlungen liegen. Die Beteiligung der Anwohner*innen an der Entscheidungsfindung würde somit zu einer Schlüsselfrage. Die umfassende Reform der NEA schafft einen Rahmen für die Entscheidungsfindung, die Kommunikation und die Beteiligung der Öffentlichkeit. Die Fallstudie wird es ermöglichen, die Erwartungen der wichtigsten Interessengruppen (lokale Entscheidungstragende, Energieunternehmen, Ministerium, Behörde für nukleare Sicherheit usw.) in Bezug auf die Kernenergietechnologie zu untersuchen. Weiters werden die Auswirkungen der Bürger*innenbeteiligung auf die Gesetzesreform und die Verbindung von repräsentativer Demokratie und Bürger*innenbeteiligung aus der Perspektive lokaler Entscheidungstragender untersucht. In dieser Fallstudie werden die verschiedenen Perspektiven der Beteiligten zu einem eher kontroversen Thema berücksichtigt, ohne dass die Installation der Kernenergieanlagen als Voraussetzung für die Deliberation vorgeschrieben wird: Die Stadt Espoo hat noch keine politische Entscheidung über kleine Kernkraftwerke getroffen.
Fallstudie über Aktivismus
CS #4: Activism – WESTBAHNPARK.JETZT (AT)

WESTBAHNPARK.JETZT: Der Westbahnhof in Wien teilt das umliegende Stadtgebiet seit Mitte des 19. Jahrhunderts in zwei unterschiedliche Bereiche, wobei finanzielle Zwänge die Integration des nördlichen und südlichen Teils verhindern. 2019 startete das Büro für lustige Angelegenheiten (BLA) die Initiative WESTBAHNPARK.JETZT, die sich für die Umwandlung eines 1,2 Kilometer langen Bahnkorridors hinter dem Westbahnhof in einen öffentlichen Park einsetzt. Dies stellt eine Chance dar, den Grünraum in Rudolfsheim-Fünfhaus zu vergrößern, einem der am dichtesten besiedelten Bezirke Wiens, in dem die Grünfläche pro Kopf nur 3 m² beträgt. Das Projekt zielt darauf ab, die städtische Hitze zu mindern, die Luftströmungskorridore zu verbessern und die Verbindung zwischen den nördlichen und südlichen Teilen des Bezirks durch taktischen Bottom-up-Urbanismus zu verbessern (Lydon & Garcia, 2015). Die Installation der längsten schwimmenden Mähne der Welt ist ein Meilenstein der bisherigen Intervention. Mit mehr als 11.700 Unterschriften hat die Initiative erhebliche öffentliche Unterstützung erhalten. Im Jahr 2022 entwickelte die Stadt Wien in Zusammenarbeit mit den ÖBB ein offizielles Stadtentwicklungskonzept, „Mitte 15“, für das Gebiet um den Westbahnhof. In einem partizipativen Prozess wurden Stadtpolitiker, Planer und Anwohner durch Diskussionen, Workshops und Virtual-Reality-Simulationen eingebunden. Die aktuelle Version umfasst fragmentierte Grünflächen, Terrassen für den öffentlichen Raum, Wohnungsbauprojekte, Tiefgaragen, ein Logistikzentrum und zusätzliche Querungen der Bahngleise, die den Bezirk trennen. Die Initiative WESTBAHNPARK.JETZT kritisiert diesen Plan und schlägt eine klimafreundliche, naturnahe Gestaltung mit Bäumen und Wasserflächen vor. Diese Fallstudie ist ein anschauliches und eindringliches Beispiel für eine manifeste politische Beteiligung, die darauf abzielt, ein städtisches Gebiet von unten nach oben in einen öffentlichen Raum und einen Erholungsraum zu verwandeln. Der ständige Dialog zwischen der Stadt, der Initiative und den Bewohnern ist entscheidend für die Gestaltung der Zukunft dieses Projekts und die Gewährleistung einer gemeinschaftlichen, nachhaltigen städtischen Transformation.